Angst vor der Angst
Ängste überwinden - die vier besten Strategien
Was bedeutet es, Ängste zu bewältigen?
Die Fähigkeit, Angst zu empfinden, ist für den Menschen und andere Lebewesen ein evolutionärer Vorteil. Die Emotion warnt Sie vor Gefahren und hilft Ihnen, diese zu vermeiden. Ohne Angstgefühle würden sich Menschen in eine Vielzahl gefährlicher Situationen mit ungewissem Ausgang begeben - alles andere als ein evolutionäres Erfolgsmodell.
Die Fähigkeit, Angst zu verspüren, liegt in Ihren Genen. Jeder Mensch ist unterschiedlich ängstlich: Manche Personen reagieren unter gefährlichen und unsicheren Umständen gelassen, während andere die Flucht ergreifen, sich aggressiv verhalten oder gar in Panik verfallen. Lebens- und Lernerfahrungen prägen Ihre Persönlichkeit und damit auch die Neigung, vor bestimmten Situationen Furcht zu empfinden.
Wenn Sie gelegentlich Angst verspüren, ist dies kein Makel. Probleme entstehen, wenn Sie sich von diesen Emotionen belastet und im Alltag eingeschränkt fühlen. Häufig entwickeln sich auf dieser Basis negative Denkweisen und Überzeugungen. Dies führt zu einem Teufelskreis, der Sie schlimmstenfalls aus dem sozialen Leben drängt.
Verbreitet ist etwa die Angst, in gesellschaftlichen Situationen unbeholfen zu agieren. Die Betroffenen neigen zum Rückzug, woraus die Gefahr der Vereinsamung entsteht. Jede Angst hat das Potenzial, die Lebensqualität zu reduzieren. Dies gilt insbesondere dann, wenn es sich um unrealistische Befürchtungen handelt und die Betroffenen die Eintrittswahrscheinlichkeit sowie das erwartete Ausmass des Schadens unangemessen hoch einschätzen.
Ein Beispiel dafür ist die übermässige Sorge vor schweren Erkrankungen, die gelegentlich zu unnötigen Behandlungen und Eingriffen führen, die ihrerseits Risiken für die Gesundheit der Patienten darstellen.
Wenn Sie Ihre Angst bewältigen, bedeutet dies, dass diese unangenehme Emotion nicht weiter über Ihr Leben bestimmt.
Der erste Schritt zur Angstbewältigung setzt deshalb voraus, dass Sie das Problem als solches identifizieren. Erst im Anschluss können Sie die im Folgenden vorgestellten Strategien anwenden.
Ängste bewältigen: kurz- und langfristige Strategien
Es gibt viele Möglichkeiten, mit belastenden Angstgefühlen umzugehen. Wichtig ist, dass Sie Strategien zur Angstbewältigung nur anwenden, wenn es sich um unrealistische und unbegründete Befürchtungen handelt. Wenn Ihre Lebensqualität gravierend unter den Angstgefühlen leidet, sollten Sie professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.
Ängste kurzfristig bewältigen: Unterstützung und Ablenkung suchen
Kurzfristige Strategien können Sie unmittelbar anwenden, um Ihre Angst zu bewältigen.
Befindet sich Ihr Partner zum Beispiel auf einer Reise und Sie fürchten sich vor der Einsamkeit in Ihrem Zuhause, greifen Sie auf diese Hilfestellungen zurück. Suchen Sie sich Unterstützung und bitten Sie Angehörige, Freunde oder Bekannte, Ihnen Gesellschaft zu leisten. Sprechen Sie offen über Ihre Emotionen und verstellen Sie sich nicht. Ebenso können Sie sich von der angstauslösenden Situation ablenken, indem Sie Musik hören, spazieren gehen oder andere Aktivitäten durchführen, die Ihnen Spass machen.
Ängste langfristig bewältigen: Konfrontation und Realitätsprüfung
Kurzfristige Strategien zur Bewältigung der Angst sind zwar effektiv, doch mit einem Nachteil verbunden: Die Befürchtungen kehren immer wieder zurück, sodass die Betroffenen regelmässig gegen die unangenehmen Emotionen ankämpfen müssen. Wenn unrealistische Angstgefühle über Ihr Leben bestimmen, liegen die Ursachen oft tiefer, etwa in unverarbeiteten Traumata oder Phobien.
Als effektiv haben sich Konfrontationstherapien erwiesen. Diese kommen insbesondere bei wiederkehrenden Befürchtungen zur Anwendung, die auf konkrete Umstände oder Auslöser zurückzuführen sind. Leiden Sie beispielsweise unter panischer Angst vor Spinnen, nähern Sie sich unter therapeutischer Begleitung den Tieren an, bis Sie verinnerlichen, dass keine Gefahr für Sie besteht.
Ebenso ist es hilfreich, die eigenen Befürchtungen einer Realitätsprüfung zu unterziehen. Hinterfragen Sie, ob Ihre Gedanken realistisch und angemessen sind. Überprüfen Sie, wie hoch die tatsächliche Wahrscheinlichkeit ist, dass Ihre schlimmsten Befürchtungen eintreten. Fragen Sie sich, ob es Beweise für Ihre Gedanken gibt oder die Fakten eher gegen Ihre Annahmen sprechen. Nehmen Sie die Perspektive eines Aussenstehenden ein und fragen Sie sich, wie eine dritte Person die Risiken, vor denen Sie sich fürchten, beurteilen würde. Professionelle Unterstützung durch einen Therapeuten kann helfen, die persönliche Situation neutral zu bewerten und die eigenen Gedanken zu relativieren.