Verkehrsverhalten
Viele Senioren werden zu Parkplatz-Rambos
Alle sieben Unfälle haben etwas gemeinsam: Ihre Fahrer haben bei einem völlig unkomplizierten Parkiermanöver einen Vollgas-Crash gebaut. Und alle Fahrer waren über 74 Jahre alt! Warum werden so viele Senioren zum Parkplatz-Rambo?
In einer Untersuchung des Statistischen Bundesamtes aus dem Jahr 2013 zum Thema "Unfälle von Senioren im Strassenverkehr" heisst es unter anderem:"Neben Unfällen durch Vorfahrtsfehler unterlaufen Senioren überdurchschnittlich oft Unfälle durch Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren, Ein- und Anfahren."
Dafür sind Senioren in anderen Bereichen der Statistik völlig unauffällig, bauen weniger Unfälle durch überhöhte Geschwindigkeit, Fahren unter Alkoholeinfluss oder Fehler beim Überholen. Fazit der Untersuchung: "Die Unfallsursachen deuten eher auf altersbedingte Einschränkungen der Wahrnehmungsfähigkeit als auf leichtsinniges Verhalten hin."
Aber warum ausgerechnet beim Ein- und Ausparkieren? Im Polizeibericht steht oft lakonisch, der Fahrer habe "Gas und Bremse verwechselt". Doch während jüngere Fahrer so einen Fehler ohne Probleme schon beim Anrollen korrigieren, halten viele Senioren in dieser Situation das Gas fest durchgedrückt und verlieren die Kontrolle über ihr Fahrzeug.
Gerhard Laub (60), Verkehrspsychologe vom TÜV Süd erklärt: "Das Gehirn muss gleichzeitig viele Informationen, wie Bremsen und Lenken verarbeiten. Aber wegen des natürlichen Alterungsprozesses lassen diese Fähigkeiten nach. Kommt es bei einem Unfall zu einer überraschenden Mehrfachbelastung, bricht Panik aus. Das bedeutet, dass die äusseren Reize vom Gehirn nicht schnell genug verarbeitet werden und daher die Signale, welche rasches, motorisches Handeln steuern, ebenfalls nicht rechtzeitig genug weitergegeben werden können."
Aber eines ist dem Verkehspsychologen wichtig: "Ältere Menschen sind ganz bestimmt keine schlechteren Fahrer. Einen möglichen Ausfall durch Überbelastung gleichen sie durch Umsicht und Erfahrung aus."