Die Ära der mürrischen alten Männer

Joe Biden (76) bewirbt sich offiziell um die Präsidentschaft der USA. Als erstes liest er Donald Trump die Leviten. Da haben wir ja nichts dagegen.
Die Ära der mürrischen alten Männer
Alter Kandidat, aber nicht der Älteste (Bild: Youtube)

Aber ein Generationenwechsel sieht anders aus.

Der ehemalige Vizepräsident Joe Biden will als Kandidat der Demokraten Präsident Donald Trump die Präsidentschaft im Jahr 2020 abjagen.

Die Videoansprache, die auf YouTube hochgeladen wurde (siehe unten), eröffnete Biden mit einem Hinweis auf den rassistischen Protest in Charlottesville, Virginia, im Jahr 2017.

Damals wurde eine Demonstrantin getötet, die 32-jährige Heather Heyer, nachdem sie von einem weissen Rassisten überfahren wurde.

Biden zitierte Präsident Trump, der damals sagte, es gäbe «einige sehr gute Leute auf beiden Seiten».

Das ist Bidens Trumpf. «Sehr gute Leute auf beiden Seiten? Mit diesen Worten hat der Präsident ein moralisches Gleichgewicht geschaffen zwischen denen, die Hass verbreiten, und denen, die den Mut haben, sich dagegen zu stellen. Und in diesem Moment wusste ich, dass die Bedrohung für diese Nation anders war als jede andere, die ich je in meinem Leben gesehen hatte.»

Biden spricht direkt in die Kamera und ist eloquent und leidenschaftlich für seine Mission, nicht nur die demokratische Nominierung zu gewinnen, sondern auch die Präsidentschaft 2020 – und seiner Meinung nach Amerika zurückzugewinnen.

«Wir sind im Kampf um die Seele dieser Nation... Wenn wir Donald Trump acht Jahre im Weissen Haus geben, wird er den Charakter dieser Nation für immer und grundlegend verändern... und ich kann nicht zusehen, wie das passiert. Leute, Amerika ist eine Idee, eine Idee, die stärker ist als jede Armee, grösser als jeder Ozean, mächtiger als jeder Diktator oder Tyrann. Sie gibt den verzweifeltsten Menschen auf Erden Hoffnung, sie garantiert, dass jeder mit Würde behandelt wird, und sie gibt Hass keinen sicheren Hafen.... Wir können nicht vergessen, was in Charlottesville passiert ist, noch wichtiger ist, dass wir uns daran erinnern, wer wir sind. Das ist Amerika.»

Trotz der eloquenten Rhetorik wird der sympathische Politiker aus Pennsylvania noch die Belästigungsbehauptungen von Lucy Flores entkräften müssen, dass er während ihrer Kampagne für den Lieutenant Governor von Nevada an ihrem Haar geschnuppert und ihr «einen grossen langen Kuss» auf den Hinterkopf gegeben habe.

Biden antwortete mit einem Video, in dem er versprach, achtsamer zu sein. 

Sein Alter von 76 Jahren sieht Biden übrigens als Vorteil. Nicht weil älter weiser bedeutet, sondern weil sein Hauptgegner für die Nominierung, Senator Bernie Sanders, 77 Jahre alt ist.

Es gibt jüngere Aufsteiger im Rennen, wie Pete Buttigieg, der 37-jährige verheiratete schwule Bürgermeister und Afghanistan-Veteran aus South Bend, Indiana, Beto O'Rourke, 46, Cory Booker, 49 und natürlich ein paar mächtige Frauen wie Kamala Harris, 54 und Kirsten Gillibrand, 52.

Amerikanische Politik, trotz der hoffnungsvollen Veränderung, die Barack Obama als erster afroamerikanischer Präsident einleitete ist zurückgekehrt zu den alten weissen Männern.

Und da Biden ein langes und erfülltes Leben geführt hat, gibt es einige Momente, in denen Gegner von beiden Seiten angreifen können.

Seine etwa 40 Jahre im öffentlichen Amt bedeuten, dass Biden für alles einstehen muss, was die Wähler in den letzten 40 Jahren gehasst haben, einschliesslich seiner Amtszeit als Vizepräsident unter Präsident Obama.

Obama veröffentlichte eine Erklärung, nachdem Bidens Kandidatur offiziell wurde. «Präsident Obama hat schon lange gesagt, dass die Wahl von Joe Biden als Kandidat für das Vizepräsidium im Jahr 2008 eine der besten Entscheidungen war, die er je getroffen hat. Er verliess sich auf das Wissen, die Einsicht und das Urteil des Vizepräsidenten während beider Kampagnen und der gesamten Präsidentschaft. Die beiden haben in den letzten 10 Jahren eine besondere Verbindung geknüpft und sind auch heute noch eng verbunden», sagte seine Sprecherin Katie Hill.

Es gibt viele Gründe, die Menschen dazu bringen können, Biden zu mögen. Zum einen sein Übername «Amtrak Joe», der für seine Liebe zu Zügen und die Unterstützung des Eisenbahnsystems steht.

Und sein Leben ist von einer persönlichen Tragödie heimgesucht worden, 1972 starben seine erste Frau und seine kleine Tochter bei einem Autounfall.

2015 starb sein Sohn Beau, der den Autounfall überlebt hatte, an einem Hirntumor. Seitdem versteht sich Biden auch als Anwalt für Krebspatienten.


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