LEBENSQUALITÄT
Die neuen Alten sind fit und glücklich
Senior heisst nicht mehr alt und klapprig. Fit und glücklich sind die neuen Alten. Denn Berliner 75-Jährige sind gesünder und glücklicher als noch vor 20 Jahren! "75-Jährige von heute haben oftmals die geistige und körperliche Fitness von 70-Jährigen in den 1990ern - wenn nicht sogar noch Jüngeren", sagt Prof. Dr. Denis Gerstorf (38), Entwicklungspsychologe an der Humboldt-Universität.
Das hat jetzt eine Studie von Humboldt-Uni, Max-Planck-Institut und Charité ergeben. Die Wissenschaftler wollten herausfinden, wie Menschen möglichst gesund und glücklich alt werden. Mit Fragebögen, IQ- und Belastungstests wurden 1600 Berliner zwischen 60 und 89 Jahren untersucht, die Ergebnisse dann mit einer Erhebung aus den 90er-Jahren verglichen.
Die Forscher stellten fest: Vor allem die geistige Fitness Älterer hat sich gesteigert. Senioren sind heute im Durchschnitt geistig 19,6 Jahre jünger als vor 20 Jahren. Und glücklicher auch: Fragen nach ihrer Lebenseinstellung, z.B. wie oft sie Glücksgefühle erleben, beantworten sie auf einer Skala von 1 bis 5 um 0,4 Punkte positiver als früher.
Die Gründe dafür erklären sich die Forscher u.a. mit einer besseren und längeren Schulausbildung und einer höheren physischen Mobilität. Gerstorf: "Wohlbefinden, körperliche und geistige Fitness hängen zusammen. Das führt auch zu einer höheren Selbstständigkeit im Alter."
Ausserdem habe sich die Gesellschaft verändert. "Es gibt immer mehr Senioren, mehr Freizeit-Angebote für Ältere und sie werden mehr akzeptiert", sagt Gerstorf.
«Bild» hat Berliner Senioren gefragt: Wie halten sie sich fit?
- Barbara Link (76) aus Wilmersdorf tanzt zweimal wöchentlich im Club der Lebensfrohen in Reinickendorf. Und das schon seit 20 Jahren. Hier trainiert sie je fünf Stunden lang Stepptanz, Mambo und Showgymnastik. Dafür muss sie sich komplizierte Schrittfolgen merken. "Ich will für meine fünf Enkel fit bleiben. Das Tanzen hält jung!" Für die geistige Fitness spielt sie ausserdem Harfe.
- Jürgen Fritz (80) aus Köpenick hält seinen Geist mit Schachspielen fit. Im Clubhaus des TSG Oberschöneweide trainiert er mindestens einmal wöchentlich seine grauen Zellen, übt strategisches und räumliches Denken. Sein Können zeigt er dann auf Senioren-Turnieren. "Seit 72 Jahren spiele ich Schach. Das ist meine grosse Leidenschaft."
- Jürgen Fritz (80) aus Köpenick hält seinen Geist mit Schachspielen fit
- Ernst Stuck (71) aus Spandau boxt seit seinem achten Lebensjahr im gleichen Verein, dem Spandauer Box-Club 1926. Viermal wurde er sogar Berliner Meister. "Ich trainiere mittwochs und freitags jeweils 15 Runden à 3 Minuten am Sandsack. Das trainiert nicht nur meinen Körper sondern auch meine Koordination und Konzentration." Durch die abwechselnden Faustschläge und das Ausweichen werden die linke und rechte Gehirnhälfte gefordert.
- Helmut Simon (75) aus Lichtenberg läuft dreimal die Woche 15 Kilometer: "Meine Ärzte wundern sich immer, wie gesund ich trotz meines hohen Alters bin."