So wird freie Zeit auch wirklich zur Qualitätszeit

Jeder kennt das wahrscheinlich: Das Wochenende ist endlich da, aber statt der erhofften Erholung geht der Stress einfach weiter.
Pausen und freie Zeit einplanen
Tipp: Pausen und freie Zeit einplanen

Samstagmorgen die Einladung zum Brunch, danach schnell den Wocheneinkauf erledigen, nachmittags noch das lange aufgeschobene Telefonat mit der besten Freundin, nebenher den Nudelsalat vorbereiten, denn um 17:00 Uhr geht es ja schon weiter zum Grillen mit Freunden.

Der Abend wird hoffentlich schön, aber nicht zu lang, denn für Sonntagmorgen haben sich die Kinder zum Frühstück mit anschliessendem Besuch im Zoo angekündigt. So oder so ähnlich hat wohl jeder sein entspanntes Wochenende schon einmal vor seinem geistigen Auge davonlaufen sehen. Freizeitstress heisst dieses Phänomen und es ist in unserer modernen Zeit durchaus nicht zu unterschätzen.

Gehört Stress heute zum guten Ton?
Irgendwie ist er im Alltag allgegenwärtig: Ob Überlastung im Beruf, Chaos durch Haushalt und Kinder oder viel zu viele Termine in der Freizeit, Stress scheint sich in allen Lebensbereichen etabliert zu haben und ist so zum ständigen Begleiter avanciert. Fast scheint es, als sei Stress heute einfach „in“ und gehöre irgendwie fast schon zum guten Ton. Gesund ist das auf Dauer aber nicht. Die Techniker Krankenkasse hat eine umfangreiche Studie zur Stresslage in Deutschland durchgeführt und ist teilweise zu alarmierenden Ergebnissen gelangt. So scheint nahezu jeder zweite Deutsche häufig oder sogar regelmässig gestresst zu sein, sowohl beruflich als auch privat.

Bevor der Stress zur Modeerscheinung unserer Zeit wurde, war er eigentlich etwas recht Positives, denn ein gewisses Mass an Stress in bestimmten Situationen ist notwendig, um Körper und Geist zu aussergewöhnlichen Leistungen anzuspornen. Bei unseren Vorfahren in grauer Vorzeit war Stress beispielsweise notwendig, um im täglichen Kampf ums Überleben bestehen zu können. Auch heute noch ist Stress in Massen gut, denn er sorgt dafür, dass der Mensch immer wieder über sich hinauswachsen kann, wenn es darauf ankommt. Zu viel Stress ist allerdings ungesund, da sind sich die Experten einig. Besonders negativ kann sich Stress auf die Gesundheit auswirken, wenn er sich nicht mehr auf das Berufsleben beschränkt, sondern auch in den Freizeitbereich übergreift. Freizeitstress heisst dieses Phänomen und es scheint von Jahr zu Jahr verbreiteter zu sein.

Die Ursache für Freizeitstress sind häufig wir selbst, wenn wir zu hohe Anforderungen an unsere Freizeit stellen. Auf der Suche nach der viel gelobten „Work-Life-Balance“ wird es immer bedeutender, die freie Zeit bestmöglich zu nutzen. Für die meisten Menschen bedeutet das, möglichst viele Angebote mitzunehmen und die zur Verfügung stehende Zeit so gut wie möglich auszunutzen. Eigentlich liegt aber genau darin der Fehler, denn durch den Versuch, jede Aktivität und jeden sozialen Kontakt in den zur Verfügung stehenden Stunden unterzubringen, wird auch die Freizeit ganz automatisch zum Termindruck. Der Erholungsfaktor schwindet und bald ist von der Entspannung, die die Freizeit eigentlich mit sich bringen soll, nichts mehr geblieben. Zurück bleiben Erschöpfung und Enttäuschung, denn jagt ein Freizeittermin den nächsten, bleibt keine Zeit mehr, um jedes einzelne Vorhaben in vollen Zügen zu geniessen. Jeder Termin rauscht vorbei und wir sind im Kopf zwangsläufig schon beim nächsten. Musse für ein intensives Miteinander oder ein Leben im Hier und Jetzt bleibt nicht mehr. Wer nicht aufpasst, landet eher früher als später in der Freizeitstressfalle. Es gibt allerdings Mittel und Wege, um dem zu entkommen und die eigene Freizeit wieder entspannt zu geniessen.

Mit diesen Tipps wird freie Zeit wieder zur Qualitätszeit:

1. Gut geplant ist halb gewonnen
Unser Alltag ist hektisch und schnelllebig geworden. Um bei diesem Tempo mitzuhalten, ist Planung das beste Rezept. Das gilt auch für Freizeitaktivitäten. Am besten ist es, einen Terminkalender zu führen und jede Tätigkeit dort einzutragen. Wer plant, entlastet nachhaltig sein Gehirn. Das muss dann nämlich nicht mehr die ganze Planungsarbeit alleine leisten. Was im Terminkalender vermerkt ist, darf getrost aus dem Hinterkopf gestrichen werden. So werden wieder neue Kapazitäten frei, die für Sinnvolleres genutzt werden können als für das ständige Jonglieren mit Terminen. 

Für die Art des Terminkalenders kommt es auf den persönlichen Geschmack und individuelle Gewohnheiten an. Ein Terminkalender sollte vor allem alltagstauglich sein und nicht zum zusätzlichen Stressfaktor mutieren. Finden Sie heraus, welche Planungsform Ihnen liegt und integrieren Sie diese in Ihren Alltag. So kommt Ordnung ins Chaos und es gehen weniger Zeit und Nerven für Planungen und Terminverschiebungen verloren. 

Hilfreich für die Terminplanung sind Internetadressen und Apps, die über Fahrzeiten von öffentlichen Verkehrsmitteln, Öffnungszeiten von Veranstaltungsorten und öffentlichen Stellen oder Freizeitangebote informieren. 

2. Pausen und freie Zeiten einplanen
Wer sich entspannen möchte, sollte sich auch einmal Zeit lassen, um Luft zu holen. Freizeit ist nicht nur dann qualitativ hochwertig, wenn sie bis auf die letzte Minute verplant wird. Damit die Entspannung nicht zu kurz kommt, sind Pausen ganz wichtig. Körper und Geist brauchen zwischendurch auch ein wenig Musse, um zu regenerieren. Planen Sie deshalb jeden Tag ein paar Pausen ein, in denen Sie sich bewusst Zeit für sich oder für Zweisamkeit nehmen. Einfach mal die Seele baumeln lassen, das süsse Nichtstun geniessen und nicht auf die Uhr schauen müssen – das sind die Dinge, die freie Zeit eigentlich charakterisieren.

3. Eigene Bedürfnisse in den Vordergrund stellen
Ein weiterer Auslöser für Freizeitstress, neben den hohen Erwartungen, die wir an unsere freie Zeit haben, ist der Drang, es immer allen anderen recht zu machen. Wer stets bemüht ist, keine Einladung abzusagen und allen sozialen Kontakten gerecht zu werden, übersieht leicht die eigenen Bedürfnisse. Dann wird es wichtig, einmal kurz innezuhalten und sich zu fragen, wo die eigenen Wünsche liegen. Die entscheidende Frage lautet: „Was würde ich jetzt mit meiner Zeit machen, wenn ich mich nach niemand anderem richten müsste?“ Wer sich diese Frage hin und wieder stellt und ehrlich beantwortet, bekommt wieder ein Gefühl für die eigenen Bedürfnisse und kann diese bei der Freizeitplanung wieder besser berücksichtigen. Das tut der Seele gut und macht uns mit der Zeit merklich zufriedener und entspannter. 


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