Mode-Kolumne
Holen Sie das Beste aus Ihrer Garderobe heraus?
Wenn darin Chaos herrscht, ist es schwierig und vor allem zeitaufwändig, sich am Morgen mit Lust und Freude die richtige Kleidung für den Tag zusammenzustellen und Sie werden mit Sicherheit finden, dass Sie nichts anzuziehen haben, obwohl Ihr Schrank übervoll ist.
Wie also sollten Sie Ihren Kleiderschrank organisieren, damit Sie das Beste aus Ihrer Garderobe herausholen?
Der Kleiderschrank bildet die Basis Ihrer Bekleidung und Ihres persönlichen Stylings. Die meisten Kleidersorgen entstehen genau darin, dass dieses Fundament nicht gegeben ist. Ihr Kleiderschrank sollte ausschliesslich Kleidungsstücke enthalten, die Sie gerne tragen. Er darf kein Aufbewahrungsort sein für alles Mögliche, wie nicht mehr passende, aus der Mode gekommene oder nicht der Saison entsprechende Kleider. Auch Kleider die nicht gut unterhalten sind, weil ein Knopf fehlt der Saum oder sonst was genäht werden muss, sollten erst wieder in den Schrank zurück, wenn diese Mängel behoben sind.
Ihr Kleiderschrank sollte nur Kleidung enthalten, die Ihnen beim Tragen ein tolles Gefühl und Sicherheit vermitteln. Vor allem sollten diese Stücke gut sichtbar und mit jeweils einem minimalen Abstand zum nächsten Kleidungstück an der Kleiderstange hängen. Eingequetschte und zerknitterte Kleider, die an schiefen Kleiderbügeln hängen, machen wenig Freude. Sie benötigen am Morgen auch viel mehr Fantasie und Zeit, sich mit verknitterten Teilen, die schlecht sichtbar im Schrank hängen, ein schönes Outfit zusammenzustellen.
Mit nachfolgenden Empfehlungen holen Sie nicht nur das Beste aus Ihrer Garderobe heraus, sondern werden auch überrascht sein, wie Sie mit weniger Kleidungstücken im Schrank plötzlich mehr zum Anziehen haben.
- Separieren Sie die Sommerbekleidung von der Wintergarderobe und lassen Sie nur im Schrank zurück, was grad zur aktuellen Saison gehört. Das ist sehr gut investierte Zeit und Sie werden sehen, wie allein das schon enorm Platz schafft und Ihnen einen besseren Überblick gibt über was Sie eigentlich haben und aktuell auch effektiv zum Einsatz kommen kann. Ihre Kleider werden es Ihnen danken, wenn sie schon so ein bisschen mehr Raum zum «atmen» bekommen.
Im zweiten Schritt sollten Sie sich mit folgenden Fragen beschäftigen:
- Gibt es Kleider, die zu eng sind oder zu gross geworden sind über die letzten Jahre? Beides wird Ihnen im Alltag ein schlechtes Gefühl vermitteln, wenn Sie diese ständig im Schrank hängen sehen. Wir reisen höchst selten zurück in die Vergangenheit und kramen unsere alten Kleider nach Gewichtszunahme oder -abnahme wieder hervor. Zu oft entsprechen uns diese Kleider gar nicht mehr, weil auch wir als Person uns verändert haben. Legen Sie diese Kleider also weg oder verschenken Sie sie.
- Aus der Mode gekommene Kleider gehören ebenfalls nicht mehr in den Kleiderschrank. Warum sollten diese Stücke im Schrank Platz rauben, wo sie doch nur vor sich hinhängen und täglich von Ihnen ignoriert werden. Was Sie mehrere Saisons nicht mehr getragen haben, können Sie getrost aus dem Schrank verbannen. Die Idee, diese Kleider für den Fall, dass diese Mode wieder zurückkehrt, aufzubewahren geht nicht auf. Mit Sicherheit werden die Designer Mode-Comebacks so kreieren, dass Ihre Hosen aus den 70ern oder die Jackenform aus den 90er eben doch weiterhin wie «aus der Mode gekommen» aussehen.
- Lassen Sie auch alles los, was nicht (mehr) zu Ihrem aktuellen Lebensstil passt. Vielleicht gab es einen Wechsel vom Landleben in die Stadt, ein Umsteigen vom Auto auf die öffentlichen Verkehrsmittel, der Ausstieg aus dem Berufsleben, eine Veränderung in den Freizeitaktivitäten oder eine neue Beziehung. All diese kleinen und grösseren Veränderungen machen sich auch an der Art und Weise wie sie sich kleiden, bemerkbar. Die Absatzschuhe wurden vielleicht durch flache Schuhe ersetzt, die taillierten Blazern aus dem Berufsleben haben sportlicheren Oberteilen Platz gemacht. Elegante Wollmäntel, die vom Haus ins Auto und ins Büro adäquat waren, sind jetzt mit den ÖV vielleicht nicht mehr ausreichend warm und praktisch. Bedenken Sie, dass Ihre Kleider zu Ihrem aktuellen Alltag, Ihren Aktivitäten, Ihr Leben passen sollte. Teile, die aus diesem Rahmen fallen, sollten auch nicht mehr in Ihrem Kleiderschrank hängen. Frustrieren Sie sich nicht, indem Sie diese Kleider Tag für Tag im Schrank sehen und diese nicht mehr tragen wollen oder können.
- Trennen Sie sich auch von Impulskäufen. Diese sind nie an unsere Person oder an unseren Lebensstil gerichtet, weil diese aus einer Euphorie heraus passieren. Sie haben vielleicht grad einen Film gesehen mit einer charismatischen Darstellerin, die ein langes Sommerkleid trägt und damit ein bestimmtes Lebensgefühl verströmt. Unbewusst kopieren Sie vielleicht beim nächsten Einkauf, ohne zu realisieren, dass Sie eigentlich sonst gar nicht der Typ für lange Sommerkleider sind und diese weder zu Ihnen als Typ noch zu ihrer restlichen Garderobe passen. Und schon verschwindet das Kleid mit anderen Impulskäufen in den Untiefen des Schranks. Auch aus Frust kaufen wir leider immer etwas zum Anziehen, das sich dann als Fehlkauf entpuppt oder als ein Stück, das wir bereits mehrfach besitzen; die siebte hellgraue Strickjacke oder das fünfte Paar Sneakers in Weiss. Ein Tipp: Wenn Sie das nächste Mal einen Impuls-oder Frustkauf hingeben wollen, kaufen Sie stattdessen lieber einen schönen Blumenstrauss.
- Wenn Kleider, deren Reinigung für Sie nicht mehr praktikabel, zu aufwändig, kostspielig oder einfach unsinnig geworden ist, dann legen Sie auch diese Kleider nicht mehr in den Schrank zurück. Sie aufzubewahren für den Fall eines ganz besonderen Anlasses, der in den letzten Jahren nicht eingetroffen ist, und wenn doch, Sie sich trotzdem für die waschbare Bluse entschieden haben, dann können Sie diese Kleidungsstücke getrost weggeben oder verschenken.
- Souvenir-Kleider haben ebenfalls nichts in Ihrem Kleiderschrank zu suchen, weil sie nichts mit Ihrem täglichen Leben zu tun haben. Es sind schöne Erinnerungstücke, an ein Fest, einen Anlass oder aus einer vergangenen Zeit. Solche Teile bewahren Sie besser liebevoll wie ein Schmuckstück in einem Koffer eingepackt oder in einem separaten Schrank auf.
Zu den restlichen Kleidern, die nun im Schrank hängenbleiben, stellen Sie sich folgende Fragen, die Sie alle im besten Fall mit einem herzhaften Ja beantworten können. Wenn nicht, sollten Sie auch diese nicht mehr in den Schrank zurückhängen. Zu kurz ist das Leben, um sich langweilig anzuziehen.
- Gefällt mir dieses Kleidungsstück?
- Finde ich es schön an mir?
- Ist mir wohl und bequem darin?
- Passt es wirklich zu mir und in meinen Alltag?
- Ist es sauber, gepflegt und ganz (keine Löcher, fehlende Knöpfe, abgewetzte Stellen)?
Nun kommt der kreative Teil. Nehmen Sie sich ausreichend Zeit, lassen Sie Musik laufen, die Ihnen so richtig gute Laune macht und trinken Sie dazu ruhig etwas Prickelndes, wenn Sie mögen. Es geht darum, dass Sie sich in eine positive Stimmung bringen. Achten Sie auch auf gutes helles Licht. Nehmen Sie nun Ihre Oberteile, die sie mit Ja beantworten konnten und legen sie in einer Reihe aus. Je nach Anzahl auf dem Bett oder auf dem Boden Ihres Schlafzimmers. Tun Sie dasselbe mit den Ja-Unterteilen und legen Sie sie unterhalb der Oberteile ebenfalls in einer Reihe aus. Nun kombinieren Sie Ober- und Unterteile. Gehen Sie spielerisch an diese Aufgabe. Stellen Sie mit ihren ausgebreiteten Kleidern verschiedene Outfits zusammen, die Ihnen gefallen und von denen Sie wissen, dass sie sie oft tragen werden. Kombinieren Sie Oberteile und Unterteile für den Alltag und für elegantere Anlässe, je nach Bedarf. Fällt Ihnen was auf? Haben Sie ev. zu wenig von den Pullovern, die sie so gerne tragen, oder zu viel von einer Farbe und dafür zu wenig von einer anderen, die aber hervorragend zu ihren dunkelblauen Hosen passen würde? Oder vielleicht fehlt Ihnen eine Strickjacke, mit der Sie Ihre geliebten T-Shirts oder Langarmoberteile tragen könnten. Sie werden sehen, wie sich mit einer entspannten Stimmung und ohne Zeitdruck, neue Kombinationen herauskristallisieren werden. Führen Sie gleichzeitig eine Einkaufsliste für alles, was Ihnen jetzt noch fehlt. Machen Sie Fotos von Ihren neu zusammengestellten Outfits. Sie sollten mit Ihrem Kleiderbestand mindestens 10-15 tolle Outfits kombinieren können. Das wäre eine ausreichende Zahl für eine saisonale Garderobe. Wenn nicht, fehlen Ihnen wahrscheinlich die richtigen Basics oder Sie haben tatsächlich zu wenig von Ihren Lieblingskleidern, die sie täglich gerne anziehen.
Zum Schluss räumen Sie Ihren Kleiderschrank neu ein. Sortieren Sie Ihre Kleidung nach Art der Kleidung oder Farbe, was für Sie besser passt. Ein Tipp: Setzen Sie platzsparende aber hochwertige und einheitliche Kleiderbügel ein. Ihre Kleider wirken an schönen Kleiderbügeln auch gleich edler. Es lohnt sich und Sie werden sehen, wie Ihnen das Anziehen am Morgen, wenn Sie Ihren frisch aufgeräumten Kleiderschrank öffnen, wieder viel mehr Freude bereiten wird.
Wenn Ihnen Kleider weggeben Mühe bereitet, dann verstauen Sie diese in einem Mottenschrank und bewahren Sie sie vorerst mal noch in der Diele oder im Keller auf.
Die Stilkonsulentin berät sie rund um das Thema Mode. Gerne beantwortet Sie in ihrer 50PLUS-Kolumne all Ihre Fragen. Schreiben Sie ihr auf info(at)stilkonsulentin.ch oder rufen Sie an: +41 (0)79 273 60 27.