Fit im Alter
Mit 89 Jahren nicht zu alt, den Weg zu weisen
Lesen Sie diese berührende Geschichte über Erfahrung und Weitsicht. Seit einigen Jahren besitze ich die Lizenz als Helikopter Privatpilot und führe regelmässig Rundflüge über unser einmalig schönes und faszinierendes Alpengebiet durch. An einem wunderschönen Frühjahrstag im April fragte mich mein Freund Fritz ob ich gewillt wäre, für seinen geliebten Onkel Jack einen Heli Rundflug ab Zürichsee ins Engadin und über die Bernina-Alpen durchzuführen.
Ich müsse allerdings wissen, dass Onkel Jack mit 89 Jahren nicht mehr der jüngste sei. Fritz versicherte mir, dass es sich bei seinem Onkel um einen nach wie vor sehr interessierten und geistig fitten Mann handelt. So vereinbarten wir einen Termin an einem wunderschönen April Tag in Schindellegi, wo ich den Helikopter und die Checks für den bevorstehenden Flug vorbereitete.
Etwa eine Stunde vor Abflug traf mein Freund Fritz beim Heliport ein und stellte mir seinen Onkel Jack vor. Vor mir stand ein faszinierender betagter Mann mit sehr schönem grauen Haar, gepflegten Bart und einem hellwachen Blick, der noch immer viel Neugier sowie eine gute Portion Schalk und Humor ausstrahlte.
Jack sagte mir, es sei sein erster Helikopterflug in seinem Leben. Jack ist zwar schon oft geflogen, die Faszination eines Helikopterfluges blieb ihm jedoch bis anhin vergönnt. Die Freude an diesem Flug wurde schnell im Funkeln seiner Augen vor und während des Starts in Richtung Walensee spürbar.
Die Route führte uns bei traumhaftem Wetter Richtung Davos und Flüelapass, und später über das Bernina-Alpengebiet. Wie üblich hatte ich den bevorstehenden Flug mit Karte gut vorbereitet und die Route zusätzlich in mein Navigationssystem eingegeben.
Schon bald nach dem Start in Richtung Walensee merkte ich, dass Jack in jedes Tal sowie auf jeden Berg schaute und dazu etwas zu erzählen hatte. Offensichtlich war er in früheren Jahren ein passionierter Berggänger, wobei ihm das Engadin ganz besonders ans Herz gewachsen war.
Natürlich wusste dies mein Freund Fritz und mir wurde schnell klar, dass die gewünschte Route für seinen Onkel kein Zufall war. Nach einer herrlichen ersten Etappe erreichten wir im schönen Oberengadin den Flugplatz Samedan für eine Zwischenlandung mit Lunch.
Am frühen Nachmittag starteten wir in Richtung Süd-Ost um bis auf 3500 m zu steigen. Unter uns zeigte sich ein atemberaubendes Bild aus weissen Schneeflächen und glitzernden Gletscher, vor uns atemberaubende Bergspitzen und ein stahlblauer Himmel.
Da wir nahe an der italienischen Grenze flogen und mir das Gebiet nicht sehr vertraut war, konzentrierte ich mich vermehrt auf das Navigationsgerät, das mir zuverlässig den Kurs vorgab.
Was dann geschah, werde ich nie mehr vergessen: Jack sagte mir plötzlich über den Kopfhörer: «....du kannst mir die Karte geben und das Navigationsgerät ausschalten, ich weiss wo es lang geht.....» Und tatsächlich, Jack kannte jede Bergspitze und wusste sehr genau wo wir sind und welchen Kurs wir fliegen müssen um Richtung Julierpass zu gelangen.
Nicht das Navigationssystem, sondern seine Hand zeigte mir den richtigen Kurs. Ein Moment, der mich berührt hat. Ich spürte, dass ich mich als Pilot nicht nur auf modernste Technik verlassen konnte, sondern auch auf den erfahrenen weisen Mann, der neben mir im Cockpit sass.
Wir genossen einen wunderschönen Rückflug Richtung Zürichsee und landeten sicher wieder in Schindellegi. Der Abschied von meinem Freund Fritz und seinem Onkel Jack war herzlich und nachhaltig. Auf meiner Heimfahrt mit dem Auto wurde mir wieder einmal mehr bewusst: um den richtigen Weg zu finden braucht es nicht immer die modernsten Mittel - die Weisheit und das Wissen eines alten Menschen sind unschlagbar!
Wenn Sie Norbert auch den Weg weisen wollen, dann melden Sie sich bei ihm für einen Rundflug: Norbert Bazelli 079 431 51 31, contact@norbertbazelli.ch