Neues für die Generation 50 Plus

Vom Ausflug in den Bayerischen Wald über den Kulturtrip nach Dresden bis zur Fernreise nach Indien.
Urlaubstrends Generation 50 Plus
Wohin geht die Reise

Das Angebot für Reisende der Generation 50 Plus geht mittlerweile weit über die klassische Kreuzfahrt hinaus. Die Bedeutung der sogenannten Silver Ager für die Tourismusbranche wächst. Günther Bröker ist heute mit dem Zug angereist, um Köln zu erkunden. Lange ist es her, dass er zuletzt hier war. Mittlerweile hat er viel mehr von der Welt gesehen als nur Köln. Der vitale 79-Jährige mit schlohweissem Haar bewegt sich flott und wirkt deutlich jünger als er ist. Er wohnt in Münster. Von dort aus startet er immer wieder seine Reisen in die Welt. Einmal im Jahr macht er eine grosse Fernreise, dazwischen unternimmt er immer wieder Kurztrips, wie den heutigen Abstecher nach Köln. Mit seinem Sohn hat er eine Fahrradtour durch Vietnam gemacht, mit einem Freund fährt er regelmässig in den Wintersporturlaub.

Statistisch gesehen ist Günther Bröker das Paradebeispiel für einen reiselustigen Rentner. Doch wer sind diese modernen Alten? Wie lassen sie sich einordnen? Begriffe kursieren viele: Best Ager, Silver Ager, Generation 50 Plus. Die wachsende Bedeutung dieser kaufkräftigen Zielgruppe zeigt sich auch auf der Internationalen Tourismusbörse ITB. Vom Ausflug in den bayrischen Wald über den Kulturtrip nach Dresden bis zur Fernreise nach Indien - das Angebot für Reisende im sogenannten besten Alter geht mittlerweile weit über die klassische Kreuzfahrt hinaus. Doch obwohl die Touristikbranche diesen neuen Kundenkreis längst in den Fokus gerückt hat, scheint sie sich selbst nicht ganz im Klaren zu sein, wie sie diese wichtige Zielgruppe definieren soll. Auch der Präsident des Deutschen Reiseverbands, Jürgen Büchy, tut sich damit schwer.

"Wir haben als Verband natürlich auch keine allgemeingültige Definition. Ich glaube, der Begriff 50 Plus als Begriff ist der vernünftigste. Wobei man immer wenn man 50 Plus meint, die jenseits der 60 frühestens anspricht."

Das mag daran liegen, dass das gefühlte Alter selten mit dem tatsächlichen übereinstimmt: Zahlreiche Studien belegen, dass die heute 70-Jährigen sich durchschnittlich 13 Jahre jünger fühlen. Ulrich Reinhardt ist wissenschaftlicher Leiter der Hamburger Stiftung für Zukunftsfragen. Er erforscht den gesellschaftlichen Wandel sowie das Freizeit-, und Tourismusverhalten der Deutschen. Für die Deutsche Tourismusanalyse, die schon zum 29. Mal das Reiseverhalten der Deutschen unter die Lupe nimmt, hat er ältere Reisende in Gruppen unterteilt. Die besagten Best Ager im Alter von 50 bis 64. Dann die Ruheständler im Alter von 65 bis 80 und die Höchstaltrigen, im Alter von über 80 Jahren. Für alle drei Gruppen gelte im Grunde tendenziell dasselbe:

"Die Reiseintensität dieser Zielgruppe ist immer weiter gestiegen im Vergleich zur Vergangenheit. Immer mehr Best Ager, die sich wirklich auf Reisen. Sie geben mittlerweile am meisten Geld auf Reisen aus, sie bleiben überdurchschnittlich lange und sie sind eben überdurchschnittlich interessiert an Neuem. Es muss eben Service rund um die Uhr geboten werden, sie wollen etwas Neues erkunden, dabei der Geselligkeit frönen und sich natürlich auch noch erholen."

Der deutschen Reisebranche geht es gut. Die Deutschen reisen mehr und geben mehr Geld für ihren Urlaub aus. Allein der demografische Wandel gibt der Tourismusbranche die Richtung vor: Schon heute liegt der Anteil der Über-50-Jährigen in der Bevölkerung bei knapp der Hälfte, jeder Dritte ist über 60. Bis 2030 wird es fünf Millionen mehr 60- bis 80-Jährige Deutsche geben als heute. Senioren sind fitter, agiler und mobiler als je zuvor. Bereits im Jahr 2009 hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie die Auswirkungen des demografischen Wandels auf den Tourismus untersuchen lassen. Die Studie zeigt: Die jüngeren Generationen werden bis 2020 weniger Urlaubsreisen unternehmen, auch die Zahl der Reisen mit Kindern ist leicht rückläufig. Über 60-Jährige hingegen werden immer mehr verreisen. Sie sind der Wachstumsmotor für den Tourismus. Jürgen Büchy hat die Bedeutung der Generation 50Plus fest im Blick.

"Jeder von uns weiss, dass das schon heute eine wichtige Zielgruppe ist, weil's in der Regel eben auch eine Zielgruppe ist, die über ein überdurchschnittliches verfügbares Einkommen verfügt. Und wir wissen natürlich alle, dass diese Zielgruppe wächst. Dass sie insbesondere im Anteil an der Bevölkerung zunimmt, aber zunächst mal auch in absoluten Zahlen."

Städtetrips, gerade in der gut durchorganisierten Variante mit dem Bus, liegen bei dieser Zielgruppe seit jeher im Trend. Sie sind auch für ältere Menschen mit geringerem Einkommen erschwinglich. Urlaubsziele im eigenen Land sind bei den Deutschen generell sehr beliebt, umso mehr bei der Generation 50plus. Sie setzt auf Erholung in der Natur und Sportangebote. Grosseltern verreisen mit ihren Enkeln. Kulturelle Reiseangebote nutzen Ältere, wie Günther Bröker, besonders gern.

Um das wirtschaftliche Potenzial der älteren Reisenden für den Markt ausschöpfen zu können, müsse sich die Branche aber noch stärker an den spezifischen Bedürfnissen dieser Zielgruppe orientieren:

"Ich denke, dass Service, Betreuung, Sicherheitsempfinden wesentliche Schlagworte sind, die man in den Produkten braucht. Natürlich finden wir hier in der Regel auch ein grösseres Gesundheitsbewusstsein bei diesen Menschen. Sie suchen doch schon eine Umgebung, wo sie etwas für ihren Körper, für ihre Ausgeglichenheit tun können. Mehr als das möglicherweise Jüngere tun."

Der Gesundheitstourismus gewinnt erheblich an Bedeutung. Dazu zählen Wellnessreisen genauso wie Angebote zur medizinischen Gesundheitsprävention. Der Bonner Reiseveranstalter Mediplus setzt auf Reisen mit ärztlicher Begleitung. Bei der Gründung 2001 war das Unternehmen eines der ersten seiner Art in Deutschland. Mittlerweile wächst die Konkurrenz. Die Kunden sind im Schnitt 63 Jahre alt und mit einem monatlichen Einkommen zwischen 2500 und 3000 Euro gut situiert. Marketingleiter Daniel Stanke erklärt das Prinzip.

"Der Arzt erkundigt sich vor Abreise, ruft er jeden gebuchten Gast an und fragt im Prinzip nach medizinischen Vorerkrankungen, Sachen, die er wissen muss. Der eine braucht spezielle Medikamente auf der Tour. Es geht nicht darum Kranke mit auf Reisen zu nehmen. Es geht einfach darum, ein Sicherheitsgefühl zu geben."

Gerade für kleine Reiseunternehmen wie Mediplus kann es eine Chance sein, sich mit einem sehr speziellen Angebot am Markt zu etablieren: Dem Unternehmen geht es gut, der Umsatz stimmt. Dennoch weiss Daniel Stanke, dass er sich auf dem momentanen Erfolg nicht ausruhen kann:

"Man muss natürlich in Zukunft sehen, dass auch die Grossveranstalter diese Lücke, die wir ursprünglich alleine besetzt haben, jetzt besetzen wollen und auch besetzen können. Und da merken wir natürlich schon, dass viele ganz gezielt Produkte kopieren beziehungsweise, das ist in der Reisewelt natürlich auch immer so ein Thema, je grösser, umso bessere Konditionen bekomme ich über die Masse. Da natürlich dann versuchen, uns das Geschäft streitig zu machen."

Die grösste Herausforderung für die Reisebranche: Die reisenden Alten sind reiseerfahrener und agiler als die Senioren von einst. Sie stellen hohe Ansprüche. Ihre Reiseziele reichen von Usedom bis Alaska. Eine einheitliche Kundengruppe bilden die Menschen ab 50 nicht. Jürgen Büchy rät seiner Branche alle Altersgruppen im Blick zu behalten.

"Dann reden wir ja nicht über die Leute, die bis 70, 75 alt sind und eigentlich noch rüstig, mobil und quietsch vergnügt. Sondern wir reden ja zunehmend dann auch über die Kategorie der noch Älteren, der 75Plus, wo dann tatsächlich Einschränkungen der Mobilität und andere Dinge mehr eine Rolle spielen. Ich bin aber sehr sicher, dass diese Gruppe, vielleicht im Gegensatz zu der vorherigen Generation, mobil bleiben wird und reisen wird."

Wie in der gesamten Gesellschaft zeigt sich auch bei der vielschichtigen Generation 50plus die Schere zwischen Arm und Reich. Reisen für den kleinen Geldbeutel, die altersgerecht gestaltet sind? Noch bieten das allenfalls soziale Einrichtungen wie das Rote Kreuz oder die Arbeiterwohlfahrt an. Die grossen Reiseveranstalter antworten auf den demografischen Wandel mit Seniorenermässigungen, Vergünstigungen für Langzeiturlauber oder altersgerechten Hotelkonzepten. Animationsprogramme, die sich auf Sport, Geselligkeit und Kultur konzentrieren, nehmen zu.

Die Bedeutung der Silver Ager auf dem Reisemarkt wächst schneller als ihr Anteil an der Bevölkerung. Dafür ist seine Branche noch nicht gerüstet, meint Jürgen Büchy.

"Wir haben einen Globaltrend bei den Verbrauchern, das ist diese Individualisierung. Dieses stärkere Bedürfnis sich von anderen zu unterscheiden. Was die Angebotsnischen tendenziell kleiner macht. Wir sehen in der Touristik die Spezialisierung in Marken oder Produktmarken. Man versucht, bestimmte Hoteltypen zu entwickeln. In diese Kategorie gehören letztlich auch diese Kinder freien Hotels. Wo man einfach sagt, es gibt unterschiedliche Bedürfnisse und ich biete Produkte für unterschiedliche Bedürfnisse an."

Doch für Marketingexperten sind ältere Reisende keine leichte Zielgruppe. Viele, die altersmässig zu den Silver Agern zählen, wollen nicht als solche bezeichnet werden. Wie also bewirbt man Reisen speziell für Ältere, ohne diese allzu offensiv anzusprechen? Ein Dilemma. Immer mehr Anbieter wählen den mehr oder weniger direkten Weg: Ihre Slogans lauten "Urlaub für die besten Jahre", "Urlaub mit Niveau" oder "aktives Reisen".

Quelle: Deutschlandfunk


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