Selbstliebe: So geht es auch ohne Partner

Liebe und Lust müssen nicht von anderen Menschen abhängen. Es braucht keinen Partner, um intensive Berührungen und Geborgenheit zu erfahren.
Selbstliebe: So geht es auch ohne Partner
Wie funktioniert Selbstliebe? (Bild iStock)

Auch Selbstliebe kann erfüllend sein. Egal ob im Privatleben, im Internet oder der Werbung: Von allen Seiten wird die grosse Liebe beworben und als höchstes Lebensziel verkauft. Das eigene Glück kann nur beginnen, wenn die richtige zweite Hälfte anwesend ist. Wer keinen Partner hat, ist höchstens bemitleidenswert.
Schuld daran sind zum grossen Teil die Medien: Es gibt kaum Filme oder Serien, die sich nicht um das Thema Liebe und Leidenschaft drehen. Zu einem guten Happy End zählt eine starke Liebesgeschichte. Das prägt sich in den Köpfen ein und wird im persönlichen Miteinander reproduziert. Glück ohne Partner ist kaum vorstellbar. Aber möglich.

Wie funktioniert Selbstliebe?

Selbstliebe erklärt sich eigentlich von selbst. Es geht darum, die Gefühle, die man sich von anderen wünscht, einfach für sich selbst zu empfinden. Klingt schwer, doch ist machbar. Dabei ist kein narzisstisches Anhimmeln des Selbst gemeint. Vielmehr geht es darum, achtsam und fürsorglich mit sich selbst umzugehen, auf eigene Bedürfnisse zu achten und weniger streng mit sich zu sein. Man sollte sich selbst der beste Partner sein, denn man selbst bleibt garantiert für den Rest des Lebens.

Selbstliebe äussert sich durch die gleichen Aspekte, durch die sich auch partnerschaftliche Liebe äussert: Durch Aufmerksamkeit, Sorge, kleine Geschenke, tröstende Worte und nicht zuletzt Sexualität. Die Liebesbeziehung zu sich selbst kann - ebenso wie jede andere Beziehung - Höhen und Tiefen erleben, Krisen durchmachen und emotionale Arbeit erfordern. Der einzige Unterschied zur partnerschaftlichen Liebe ist die Unmöglichkeit einer Trennung. Klappt es mit einem Partner nicht, kann man einfach getrennte Wege gehen. Hängt die Beziehung zu sich selbst schief, muss etwas passieren.

Wie lernt man Selbstliebe?

Selbstliebe gehört zu den schwierigsten, aber wichtigsten Formen der Liebe überhaupt. Viele Menschen haben grössere Probleme damit, die Liebe zu sich selbst zu entdecken, als die Liebe zu anderen zu entdecken. Dies liegt oft an unterbewussten Mustern, die in der Kindheit erlernt wurden. Sie vermitteln das Gefühl, weniger wert zu sein als andere und keinen Anspruch auf glückliche und erfüllende Liebesbeziehungen zu haben. Doch ebenso, wie die unbewussten Muster irgendwann erlernt wurden, kann man ihnen aktiv entgegenwirken und die Liebe zu sich selbst neu entdecken.

Sätze, die Selbstliebe stärken und das Selbstwertgefühl stärken:

  • Ich gebe jeden Tag mein Bestes.
  • Ich bin ein Mensch mit Schwächen und Stärken.
  • Ich bin liebenswert und einzigartig.
  • Ich verdiene Gutes und Schönes.
  • Ich habe wichtige und interessante Gedanken.

Zwar mögen sich diese Sätze zunächst unnatürlich anhören, doch prägen sie sich irgendwann ein. Wer die Liebesbeziehung zu sich selbst stärken will, kann regelmässig auf sie zurückgreifen und langsam lernen, ein fairer und guter Partner für sich selbst zu werden.

Warum erfüllende Sexualität keinen Partner braucht

Das negative Stigma von Masturbation verliert in den modernen Zeiten allmählich seinen Schrecken. Und das ist gut so. Selbstbefriedigung kann ein wunderbarer und erfüllender Aspekt der Sexualität sein. Man könnte sogar so weit gehen, um zu sagen, dass Onanie der wichtigste Teil der sexuellen Erfüllung ist. Wer selbstbestimmte und genussvolle Selbstbefriedigung lebt, wird auch in der Partnersexualität frei und eigenmächtig sein. Masturbation ist ein geschützter Rahmen, in dem man, ohne Zuschauer, Verurteilung oder Performancedruck den eigenen Körper und die eigene Lust erkunden kann. Man muss nicht nach Konsens fragen, muss den eigenen Körper nicht verstecken oder auf andere Bedürfnisse achten. Es geht nur um das eigene Gefühl. Sexualität ohne Partner ist frei von Zweifeln, Angst oder Druck. Und sie sollte erkundet werden.

Warum Sie keinen Partner brauchen

Der Mensch ist in der Lage, über sich selbst nachzudenken und sich selbst als denkendes und fühlendes Wesen wahrzunehmen. Das versetzt ihn in die einzigartige Lage, eine bewusste Beziehung zu sich selbst zu führen, die alle Aspekte einer Liebesbeziehung beinhaltet: Liebe, Sorge, Sexualität. Das sollten Sie ausnutzen - unabhängig davon, ob sie einen Partner haben oder nicht. Entdecken Sie die Liebe zu sich selbst und heilen Sie die schlechten Prägungen aus ihrer Kindheit ganz allein. Stärken Sie sich selbst den Rücken, machen Sie sich Geschenke und achten Sie liebevoll auf Ihre eigenen Bedürfnisse.

Haben Sie keine Angst, wenn die Liebesbeziehung zu Ihnen selbst eine Zeit lang instabil ist, oder in einer Krise steckt. Beziehungen sind dynamisch und verändern sich. Seien Sie selbstbewusst und erlauben Sie sich, auch die Sexualität mit sich selbst zu entdecken. Nutzen Sie den geschützten und wohlwollenden Rahmen von Masturbation und erforschen Sie Ihre eigene Lust - Sie sind dafür ein absolut valider Sexualpartner. Auch, wenn Sie irgendwann in einer klassischen Liebesbeziehung Ihr Glück finden, werden Sie Ihr Leben lang von der Beziehung zu sich selbst profitieren.


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