Alt und fit gilt je länger je mehr

Extrem alt werden, aber bis zum Ende mobil bleiben - wer will das nicht? Laut einer dänischen Studie entspricht das immer häufiger der Realität.
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Immer fitter, selbst mit 90: Generation 50plus (Bild: Shutterstock)

Menschen, die heute ihren 90. Geburtstag feiern, sind demnach fitter als noch vor zehn Jahren, schreibt Irene Berres auf "spiegel.de".

Hätte die Evolution bei der Entwicklung des Menschen geahnt, was die moderne Medizin einmal ermöglichen wird - vielleicht hätte sie den Körper noch robuster geschaffen. So aber müssen wir uns ab einem gewissen Alter unweigerlich mit unseren Gebrechen auseinandersetzen: Das Knie, der Rücken, das Gehirn, alles nicht für ein 80- oder gar 90-jähriges Dasein auf der Erde gemacht.

Dennoch scheinen der menschliche Körper und die äusseren Umstände heute besser auf das lange Leben abgestimmt zu sein als noch vor kurzem. Das zumindest zeigt eine Studie in der Fachzeitschrift "The Lancet".

Demnach sind Dänen, die heute ihr 90. Lebensjahr überschreiten, fitter als noch vor zehn Jahren. Für ihre Untersuchung durchforsteten die Wissenschaftler um Kaare Christensen von der University of Southern Denmark in Odense Register mit den Einwohnern Dänemarks.

Anschliessend bildeten sie zwei Gruppen: Einmal untersuchten sie alle Dänen, die 1905 geboren wurden und 1998 noch lebten, also zum Zeitpunkt der Untersuchung 93 Jahre alt waren. Die Gruppe umfasste mehr als 2000 Teilnehmer. Beim zweiten Mal, 2010, machten die Forscher wieder Tests.

Diesmal allerdings mit allen Dänen, die 1915 geboren wurden und 2010 im Alter von 95 Jahren noch lebten - mehr als 1500 Personen. Bei den Untersuchungen mussten die Senioren unter anderem ihre Lesegabe unter Beweis stellen.

Ausserdem machten die 90-Jährigen Angaben zu ihrer Aktivität und zeigten, wie gut sie sich bewegen können. Zudem testeten die Forscher ihre Erinnerungsgabe. Etwa jeder fünfte Teilnehmer konnte nicht mehr für sich selbst sprechen. In diesem Fall befragten die Wissenschaftler die zuständigen Betreuer. Am Ende verglichen sie die Ergebnisse beider Gruppen miteinander.

Dabei zeigte sich, dass die 1915 geborenen Dänen nicht nur eine 32 Prozent höhere Chance hatten, ihren 95. Geburtstag zu erreichen, als die 1905 geborenen. Sie schnitten auch bei den geistigen Tests im Schnitt besser ab.

Darüber hinaus erreichten die 1905 Geborenen bei den Versuchen häufiger die Höchstnoten, obwohl sie zum Zeitpunkt der Tests sogar älter waren als die Teilnehmer der anderen Gruppe. Bei den körperlichen Belastungstests hingegen konnten die Forscher keine Unterschiede feststellen, dafür aber waren die später Geborenen im täglichen Leben aktiver als die erste Gruppe.

Dies liege vermutlich an den über die Zeit besser gewordenen Hilfsmitteln wie Rollatoren, die ihnen trotz körperlicher Einschränkungen Mobilität ermöglichen, mutmassen die Forscher. Zwar hatten die 1915 Geborenen im Schnitt einen etwas höheren Bildungsabschluss als ihre Vorgängergeneration.

Doch auch als die Forscher den Einfluss der Bildung herausrechneten, blieben die bessern geistigen Ergebnisse der später geborenen Gruppe bestehen. "Daraus lässt sich schliessen, dass auch andere Faktoren wie die Ernährungsweise, die Belastung durch Infektionskrankheiten, das Arbeitsumfeld und die generellen Lebensumstände eine wichtige Rolle bei den Fortschritten spielen", schreiben die Forscher.

Die Ergebnisse sind vor allem vor dem Hintergrund brisant, dass immer mehr Menschen in hochentwickelten, westlichen Ländern mehr als 90 Jahre alt werden. Dieses Wissen begleitet häufig die Befürchtung, dass dabei vor allem schwache und behinderte Menschen am Leben gehalten werden.

Die dänischen Forscher hoffen, die Bedenken mit ihrer Studie ein Stück weit ausräumen zu können. "Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich das Wohlergehen von Menschen, die ihre Neunziger erreichen, in Dänemarkt verbessert", sagt Christensen laut einer Mitteilung.

Demnach sorgten die verbesserten Lebensbedingungen und die Fortschritte in der Medizin nicht nur für ein längeres Leben. Sie ermöglichten auch, dass Ältere besser zurechtkämen als in früheren Generationen.

Die Erwartung, dass in Zukunft mit einem immer höheren Anteil der 80- und 90-Jährigen auch die Zahl der Dementen in die Höhe schnelle, sei eine alarmierende, allgemein anerkannte Zukunftprognose, schreiben auch zwei Forscher von der niederländischen Universität Nijmegen in einem Kommentar zur dänischen Studie.

"Die Belege von Christensen und ihren Kollegen, dass sich die geistige Fitness in einem sehr hohen Alter im Vergleich zu früher verbessert hat, stellen diese Demenz-Hochrechnungen allerdings in Frage." Weitere Studien müssten nun darauf aufbauend untersuchen, was hinter dem Ziel stehe, immer älter zu werden und dabei fit zu bleiben, schliessen sie ihren Kommentar.


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