Beziehung
Vermögen - Unterschiede beeinflussen Beziehungen
Wie wirken sich grosse Vermögensunterschiede auf Beziehungen auf?
Es ist kein Geheimnis, dass Partnerschaften immer auch Wirtschaftsgemeinschaften sind. Wenngleich die Beatles mit dem Titel "Can't Buy Me Love" einen unvergessenen Welthit geschaffen haben, geht dies zumeist an den Realitäten vorbei. Vor allem in längerfristigen Beziehungen haben Geld und die Verteilung von Vermögen einen nicht zu unterschätzenden Einfluss. Geld und Besitz schaffen Macht und eine Ungleichverteilung schafft demzufolge Machtungleichgewichte.
Wer diesem Aspekt folgt, gelangt unweigerlich zu der Schlussfolgerung, dass in einer Beziehung der Partner, der über das grössere Vermögen beziehungsweise das höhere Einkommen verfügt, stets dem ökonomisch schwächeren Partner unterlegen ist. Bei einseitiger Betrachtung mag dies richtig sein, doch gibt es eine weitere Seite der Medaille:Wer es mit einer Beziehung ernst meint, hat vermutlich Schwierigkeiten damit, dass sein Partner ihn lediglich wegen seines Besitzes liebt. Eine solche Zweckbeziehung wäre alles andere als romantisch und das Gegenteil von wirklicher emotionaler Zuneigung. Sicher gibt es Menschen, die ihre ökonomische Überlegenheit ausspielen, um Abhängigkeiten zu erzeugen - dies kommt sowohl im Berufs- als auch im Privatleben vor. Dies dürfte jedoch eine Minderheit betreffen. Das Ausüben von ökonomischer Macht ersetzt eben nicht partnerschaftliche Geborgenheit.
Im ungünstigsten Fall ergeben sich gravierende Nachteile für die Stabilität der Beziehung und insbesondere für das Vertrauensverhältnis zwischen den Partnern.
Der ökonomisch überlegene Partner gelangt zu der Überzeugung, dass er materiell ausgenutzt wird, und der ökonomisch unterlegene Partner trennt sich nur deshalb nicht, weil er sich in einer finanziellen Abhängigkeit befindet. Daraus entstehen Beziehungen, die jedes romantische Element verlieren und zu einer Art Gefängnis für die Beteiligten werden, aus dem sie sich nicht befreien können. Dabei spielen die tatsächlichen Motivationen und Überlegungen der Partner eher eine untergeordnete Rolle, vielmehr kommt es darauf an, wie sich die jeweiligen Wahrnehmungen gestalten.
Diese Wahrnehmungen müssen jedoch keinesfalls immer der Realität entsprechen, sondern werden durch eigene Überzeugungen und Glaubenssätze stets verzerrt.
Ein schwerwiegendes Problem für die Beziehung entsteht daraus vor allem, wenn die Partner miteinander nicht ausreichend kommunizieren.
Die moderne Wirtschaftswelt bringt zudem ein neues Phänomen mit sich:
Heutzutage besetzen immer mehr Frauen wichtige Positionen in Unternehmen, wodurch sie ein entsprechend gutes Gehalt bekommen.
Traditionell gelten Männer als Versorger der Familie, und wer als Mann diesen tradierten Rollenbildern anhängt, fühlt womöglich seinen Selbstwert angekratzt.
Wie lässt sich mit Vermögensunterschieden in Beziehungen umgehen?
Es ist durchaus möglich, dass grosse Vermögensunterschiede eine Beziehung nicht merklich beeinflussen. Tatsache ist jedoch, dass der Unterschied zwischen Emotionen und Besitzverhältnissen in einer Partnerschaft niemals komplett sauber zu trennen ist. Wenn Sie den Eindruck haben, dass der Vermögensunterschied in Ihrer Beziehung einen immer stärkeren Einfluss auf diese ausübt, sollten Sie dies mit Ihrem Partner gemeinsam besprechen. Nichts ist schädlicher für eine Beziehung als Probleme, die womöglich jahrelang unter der Oberfläche schwelen, aber niemals angesprochen werden.
Beim Geld ist die Kommunikation noch einmal schwieriger als bei vielen anderen Themen, die in Beziehungen präsent sind. So gibt es im deutschsprachigen Raum das Sprichwort "Über Geld spricht man nicht, man hat es". Dies mahnt zwar einerseits zu einer gewissen Bescheidenheit, führt jedoch auch dazu, dass finanzielle Themen vor allem in Beziehungen tabuisiert werden. Dieses Tabu ist jedoch weniger Ausdruck einer Beziehung mit kommunikativen Defiziten, sondern das Ergebnis der Erziehungen und der kulturellen Umwelt. Aus diesem Grund erscheint es sinnvoll, dass Sie finanziellen Themen in Ihrer Beziehung einen festen Platz einräumen. Über Gehälter, Rücklagen und Sparpläne zu reden, mag zunächst wenig romantisch klingen, doch gleichwohl bildet diese Offenheit die Grundlage dafür, dass als problematisch empfundene ökonomische Machtunterschiede angesprochen und thematisiert werden können. Denn zunächst müssen beide Partner Kenntnis darüber erlangen, dass die jeweils andere Person ein Ungleichgewicht wahrnimmt oder spürt.
Nur auf dieser Grundlage lassen sich gemeinsam Lösungen aushandeln, mit denen als negativ empfundene Auswirkungen, die durch die Ungleichverteilung des Vermögens entstehen, behoben oder zumindest abgemildert werden können.