Warum das Liebesleben erst mit 50 so richtig gut ist

Das Liebesleben verbinden wir mit Bildern junger, attraktiver Paare. Dabei hört der Wunsch nach einer mit Leidenschaft erfüllten Beziehung nie auf.
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Es wird immer besser, nicht schlechter (Bild: Fotolia)

Intimität kann in reiferen Jahren erst so richtig gut werden. Warum ist das so? Junge Paare in den Dreissigern und Vierzigern stecken meist mitten in der „Rush Hour of Life“: In dieser Phase des Lebens werden die Weichen für die Karriere gestellt, feste Partnerschaften eingegangen, Kinder bekommen und hohe Immobilien-Kredite aufgenommen, schreibt Psychotherapeut Stefan Woinoff.

Das bedeutet harte Arbeit und oft lange Stunden im Büro, für Männer und auch für Frauen. Wer von der Arbeit nach Hause kommt, spielt noch etwas mit dem Kind und sinkt erschöpft und müde ins Bett, und wer zu Hause beim Kind war, will endlich Zeit nur für sich.

Zeit für den Partner? Zeit für Verführung? Für leidenschaftlichen Sex? Erst wenn alles andere erledigt ist. Also heute nicht mehr. Morgen vielleicht. Und so: fast nie!

Leider haben auch ältere Paare in einer langjährigen Partnerschaft nicht selten sehr wenig oder gar kein Liebesleben mehr. Die Erotik ist eingeschlafen und keiner der beiden traut sich, den anderen wieder wach zu küssen, obwohl er oder sie es gerne täte.

Dass Zärtlichkeit und das Liebesleben im Laufe des Lebens kontinuierlich abnehmen, muss aber nicht sein, ganz im Gegenteil: Gerade ab Mitte 50 ist meist wieder viel mehr Zeit und Energie dafür da.

Die stressigste Zeit des Lebens ist vorbei und wir können uns neu orientieren. Für ein gutes Liebesleben in diesem neuen Lebensabschnitt braucht man nicht unbedingt eine neue Liebe, das kann auch gut in der bisherigen Partnerschaft gelingen.

Wenn wir als Single auf der Suche sind und uns neu verlieben wollen, dann brauchen wir jetzt keinen Partner mehr für all die Projekte, die wir früher noch verwirklichen wollten: Karriere, Kinder, Haus – das haben wir erreicht oder es spielt keine Rolle mehr.

Stattdessen haben wir jetzt deutlich mehr Zeit für uns – und für den Partner oder die Partnerin.

Wir wählen ihn oder sie auch nach anderen Kriterien aus: Gefragt sind jetzt mehr der Seelenverwandte, die Herzdame, der Einfühlsame, die Verständnisvolle. Hinzu kommt: Wir fühlen uns unabhängiger von Erwartungshaltungen und müssen uns und unserem Gegenüber nichts mehr beweisen.

Denn es geht jetzt nicht mehr um eine gemeinsame Zukunft, die bewältigt werden muss, sondern um eine gemeinsame Gegenwart, die man einfach nur geniessen will.

Und wir können uns erotisch begegnen, wann, wie und wo wir wollen: Zum Beispiel mittags ein „Schäferstündchen“ einlegen, wenn die Jüngeren im Büro schwitzen. Für manche ist es fast wieder so, wie ganz früher in ihrer Schüler- oder Studentenzeit.

Hinzu kommt: Die grosse Gemeinsamkeit zwischen Frauen und Männern in der zweiten Lebenshälfte ist die Zärtlichkeit, die jetzt auch die Männer mehr geniessen können, selbst wenn sie nicht direkt zum Sex führt.

Paare, die sich jenseits der 50 neu verlieben, tun sich übrigens in punkto Erotik und Sexualität leichter. Wenn in der alten Beziehung viele Wünsche und Bedürfnisse nicht zur Geltung kamen, können sie in einer neuen Partnerschaft meist ungehemmter ausgelebt werden.

Es ist einfacher, mit einem neuen Partner ein erfülltes Liebesleben zu haben als mit dem Ex-Partner, der einen über Jahre hinweg nicht mehr angerührt hat.


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