«Wie kann man so hinterhältig sein»

Patrick Céréda von der Kantonspolizei Zürich ärgert sich über Telefonbetrüger. Er warnt davor, dass diese Kriminellen sehr clever vorgehen.
«Wie kann man so hinterhältig sein»
(Bild Denny Miller on Unsplash)

Nun mit einer neuen Masche. Jeden Morgen schaue ich im Büro, als eine meiner ersten Handlungen des Tages, in unser Einsatzjournal. Was ist in den letzten Stunden im Kanton Zürich alles passiert? Dabei sticht mir fast immer das Einsatzstichwort «Betrug» ins Auge. Leider verbirgt sich bei einem grossen Teil dieser Fälle ein Telefonbetrug. Noch immer probieren es Betrüger, und noch viel zu oft haben sie damit auch tatsächlich Erfolg. Sei es als falscher Polizist oder als Enkel, den es gar nie gab, oder als vermeintlicher Anlageberater. Jeder einzelne Fall macht mich betroffen, nein eigentlich wütend. Wie kann man nur so durchtrieben und hinterhältig sein?

Eines unserer Jahresziele ist der Schutz von Seniorinnen und Senioren vor Gewalt- und Vermögensstraftaten. Wir wollen unter anderem verhindern, dass es fiesen Betrügern immer wieder gelingt, gutmütige Menschen mit hinterhältigen Maschen um ihr Erspartes zu bringen. Mit verschiedenen Präventionsmassnahmen und Hinweisen haben wir immer wieder auf Telefonbetrüger aufmerksam gemacht – und trotzdem passiert es immer wieder.

«Ich war mir sicher, das passiert mir nie!» – «Er war so überzeugend.» – «Sie hat mich immer wieder angerufen.» – «Ich habe doch bei der Polizei zurückgerufen!»

Diese und ähnliche Aussagen machen Opfer solcher Maschen immer wieder. Selbst ich habe mich schon beim Gedanken ertappt: «Wie kann man nur so blauäugig sein und auf diese Betrüger reinfallen?» Doch die Erfahrung hat mich gelehrt, dass viele clevere, belesene und gut ausgebildete Personen getäuscht worden sind. Die Betrüger bauen in sehr kurzer Zeit einen enormen psychischen Druck auf die Opfer auf und bringen diese dazu, ihnen ihre Vermögenswerte zu überweisen oder diese gar persönlich einer Person zu übergeben, die sie noch nie gesehen haben, geschweige denn kennen.

Eine zurzeit aktuelle Masche der Telefonbetrüger ist es, dass diese dem misstrauischen Opfer offerieren, es für Rückfragen mit der Einsatzzentrale der Polizei zu verbinden. In Tat und Wahrheit wird der Anruf jedoch nicht mit der echten Polizei verbunden, sondern mit einem anderen Mitglied der Betrügerbande. Seien Sie daher misstrauisch und unterbrechen Sie die Telefonverbindung bei einem verdächtigen Anruf selber. Beenden Sie das Telefongespräch und drücken Sie auf den roten Knopf oder hängen den Hörer auf. Wählen Sie nach einer kurzen Wartezeit selber die Telefonnummer des örtlichen Polizeipostens oder die Notrufnummer 117. Erst dann können Sie sicher sein, dass am anderen Ende tatsächlich die richtige Polizei abnimmt.

Ich weiss, das Thema Telefonbetrug ist omnipräsent – und doch sind die Betrüger immer wieder erfolgreich. Es ist mir persönlich ein Anliegen, dass Sie nicht auf eine solche durchtriebene Masche hereinfallen und dass Sie Ihr Erspartes nicht an Betrüger verlieren. Seien Sie misstrauisch und wachsam – das ist nicht unhöflich, sondern wichtig. Ihr Erspartes gehört schliesslich Ihnen.

Patrick Céréda, Medienchef der Kantonspolizei Zürich, schreibt in dieser Kolumne über die verschiedensten polizeirelevanten Themen, von Präventionstipps über Verhaltensregeln bis hin zu Geschichten aus dem Polizeialltag. 


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